Heidenrod 28.09.2015
Zorner Jugendwehr übt den Ernstfall
Von Thorsten Stötzer
ZORN – Es dauert nicht lange, bis knisternd-orangefarbene Flammen gelöscht sind und eine weißgraue Qualmwolke aufsteigt. Die Mitglieder der Zorner Jugendfeuerwehr versammeln sich zum Gruppenbild hinter den Einsatzfahrzeugen und ernten Applaus von Eltern und Freunden, die sich die letzte von zehn Übungen eines Berufsfeuerwehrtages angesehen haben, der den Nachwuchs 24 Stunden auf Trab hielt.
13-Jähriger Einsatzleiter
„Gemeldet war eine Explosion mit drei Schwerverletzten“, berichten Wehrführer Björn Jakobs und Jugendwart David Würz zum Szenario. In der Gemarkung Flürchen bekämpften ihre Schützlinge dann einen brennenden Paletten-Stapel und brachten Komparsen auf Tragen in Sicherheit. Dabei fiel auf, dass das Schulterkoller mit der Aufschrift „Einsatzleiter“ in Person Lukas Zöllers ein 13-Jähriger trug. Es gehört zum Charakter des Berufsfeuerwehrtages, dass Kinder und Jugendliche wie erfahrene und erwachsene Rettungskräfte agieren. Das fängt mit dem Gong an, der wie in der Wiesbadener Feuerwache zum Einsatz ruft. Mal wurden in Zorn die Jungen und Mädchen zu Bränden gerufen und mal zu einem fiktiven Verkehrsunfall. Von den Organisatoren war dabei schon im Vorfeld Kreativität gefragt.
Stoffkatze auf Baum
So saß bei der Tierrettung eine Stoffkatze im Baum, die anschließend einen Verband um eine Pfote erhielt, erzählen Jakobs und Würz. Die Ölspur in der Siedlungsstraße bestand aus Kakaopulver und Wasser, Sagespäne banden die Flüssigkeit. Ungewöhnlich waren zugleich die Alarmierungszeitpunkte: Um 0.02 Uhr musste ein Platz ausgeleuchtet werden, um 3.20 Uhr war ein Böschungsbrand zu löschen. „Nachts war es ein bisschen mehr anstrengend“, findet der zwölfjährige Fabian Jud. Seine Probleme mit dem Wachwerden und Aufstehen kennt der gleichaltrige Nico Eckel nicht – er habe einfach nicht geschlafen.
Beim Auflisten der Einsätze gibt es im Rückblick ein paar Probleme, aber „die Ölspur war auch cool“. Beide beteuern, dass sie zwischenzeitlich nie die Lust verloren hatten, wenngleich es nachts kalt war.
Die Einsatzleitung wechselte von einem der zehn bis 16 Jahre alten Jugendwehr-Mitglieder zum anderen, ebenso lernte jeder nach und nach die drei verwendeten Fahrzeuge von innen kennen.
Für 14 Teilnehmer aus Zorn und Niedermeilingen wurde der Berufsfeuerwehrtag so zu einem großen Erlebnis.
Die Veranstaltung ist alles andere als alltäglich und stand zuvor nur 2010 im Ortskalender. Björn Jakobs leitete die Aktion damals mit Detlef Arnold; der 18-jährige David Würz, der heute mit ihm die Verantwortung trägt, war seinerzeit selbst noch Jugendwehr-Mitglied. Von den heute beteiligten Schülern hatte nahezu niemand zuvor schon Erfahrung mit einem Berufsfeuerwehrtag.
Im Ganzen engagierten sich rund 15 Helfer, fassen Jakobs und Würz zusammen. Von den sechs Blechen Pizza, die für die 24-Stunden-Aktion gebacken wurden, bis zum Explosionsopfer, das am Flürchen fortgetragen wird, reichten die Dienste.