Von Thorsten Stötzer Heidenrod 23.02.2017
ZORN – Gardemädchen ziehen oft mit den Komitees in Kappensitzungen ein, die Zorner Feuerwehr lässt zudem Gardesoldaten aufmarschieren in ihrer Kappensitzung. Schließlich lautet das Motto in der Morsbachhalle „Die Preußen sind los!“ in Anlehnung an das Jubiläum 150 Jahre Schlacht bei Zorn im vergangenen Sommer. Gut geschützt eröffnet Ortsvorsteherin Judith Grebe an der Spitze eines Fünferrates die Veranstaltung, bei der den Gardemädchen zuerst die Bühne gehört.
Die Schlacht von 1866 ist natürlich auch ein Thema für den Zorner Boten Achim Schwamb. Zum Dorfgeschehen aus dem vorigen Jahr zählt aber genauso die Geschichte vom Wohnwagen, in dem Hühner gehalten wurden. Artgerechte Haltung ist in weiterem Sinne gleichfalls für Christel Tyslik aus Laufenselden ein wichtiger Punkt. Die Landpomeranze hat es auf die Reeperbahn verschlagen, wo sie im SM-Studio ihrem Bankberater begegnet – auf allen Vieren an einer Hundeleine.
Erstmals nicht nur mit Mainzer Gesang von der Fastnacht und dem wackelnden Dom, sondern zugleich mit einer Büttenrede ist Joachim Becker im Programm dabei. Er liefert gleich einen Kracher ab mit seinen Erlebnissen aus dem Gesangverein. Dort wird offenbar so intensiv bei Wettstreiten gekämpft wie vor 150 Jahren die Nassauer und Preußen, Einsatz von Abführmitteln und Uhu inklusive.
Testament in einem auswärtigen Lokal
Ungehemmt singen dürfen die drei Haraldos, die Barden Hensgen, Schmelzeisen und Schneider, die alle den Vornamen Harald tragen. So stimmen Verse an auf den „Trump von de Palz“, fahren mit der „Clara in die Sahara“ und schwärmen von der „Frau, die Hektar hat“. Harald Schmelzeisen präsentiert sich als Redner außerdem als „Schlechtschwätzer“, der in einem auswärtigen Lokal sein Testament aufsetzt, weil „dass man hier was zu essen kriegt, werde ich wohl nicht mehr erleben“.
Andere Sorgen hat die Sitzungspräsidentin Judith Grebe wegen der Frühlingsgefühle ihres Mannes Peter. Um denen zu entgehen, simuliert sie laut ihres Vortrags einen künstlichen Winter, indem sie den Weihnachtsbaum in der Stube belässt und trübes Wetter vortäuscht durch nicht geputzte Fensterscheiben. Außerdem lässt eine Gruppe Zorner und Naurother zu Musik die Puppen tanzen.
Karnevalistischen Glanz verbreiten das Tanzmariechen Chantal Waltrich und die Showtänzerinnen von Kantarisma aus Nauroth, mit ihren gespenstischen Gesichtern erinnern sie an einen mexikanischen Totenkult. Dinosaurier schlüpfen lassen die Jamenias aus Kemel. Zu guter Letzt zeigt das Zorner Männerballett Bodenrollen und kollektiven Gesang in Feuerwehr-Uniformen, die fast so blau sind wie einst die der Preußen.
Das alles inszenieren die Zorner in einer von Renate Hikl dekorierten Halle, in der sich Andreas Friedrich um die Technik kümmert. Neu ist, dass die Kappensitzung eine Stunde früher beginnt, sodass mehr Zeit für eine After-Show-Party bleibt, wie Herbert Dick erläutert. Weiterhin liegen nun „Dorscht“-Schilder auf den Tischen, damit das Bestellen ein wenig einfacher wird.