Kerzen im Wind für Nicole und Manuel 11.09.06

Gedenkgottesdienst an der Unfallstelle bei Zorn spendet Trost für Angehörige und Helfer
 

„Eine Minute hat alles verändert“: Trauergottesdienst an der Landstraße.
wita/Fromme
Vom 11.09.2006
 

fwo. ZORN Rund 150 Menschen hatten sich am Samstag an der Unfallstelle bei Zorn zu einem Gedenkgottesdienst versammelt, der Trost für Angehörige, Freunde und Helfer spendete. Eine Woche zuvor waren dort zwei junge Leute umgekommen.

Ein Spätnachmittag im September, stahlblauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Doch seit einer Woche ist hier nichts mehr wie es war, wird der Ort nie mehr der gleiche sein wie vor dem 2. September. Schicksalstag für eine Gruppe junger Leute, die am Straßenrand auf dem Weg zum Grillplatz „Am Grauen Kopf“ waren. Ein betrunkener Autofahrer war in die Gruppe hinein gefahren, hatte ein 17-jähriges Mädchen und einen 19-jährigen Mann mit seinem Fahrzeug getötet, zwei weitere verletzt. Trost zu spenden scheint angesichts solcher Tragik vergeblich, doch Pfarrvikarin Renata Kiworr-Ruppenthal tut genau das – mit einem Gottesdienst für die Trauernden und Helfer im Gedenken an die Toten.

Ein Altar steht an der Böschung, an der die jungen Leute von dem Auto des Unglücksfahrers erfasst wurden. Rechts und links des Altars Kerzen, Liebesgaben, Blumen und Botschaften für Nicole und Manuel: „Wir werden Dich nie vergessen.“ Am Feldrain stecken Kerzen in kleinen Erdhügeln, die später wie die am Straßenrand von den Trauergästen, die sich zögerlich vom Waldparkplatz her und aus Zorn nähern, entzündet werden. Die meisten nahebei geparkten Autos tragen „EMS“-Kennzeichen, stammen doch die Unfallopfer aus dem Rhein-Lahn-Kreis, aus Klingelbach, Biebrich und Dörsdorf in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen. Viele junge Leute sind gekommen, man umarmt sich, gesprochen wird nur leise, der Schock sitzt tief. Stumm auch die anwesenden Feuerwehrleute. Vorbeifahrende Autos drosseln angesichts des Ungewohnten ihr Tempo, ein Motorradfahrer dreht bald danach quälend hörbar auf.

„Eine Minute hat alles verändert, Nicole und Manuel sind nicht mehr da, wurden dem Leben, der Familie und Freunden entrissen, am Tag zuvor zu Grabe getragen“, dringen die Worte der Pfarrvikarin schmerzhaft ins Bewusstsein. „Jeden von uns hätte es treffen können“, ist eine Tatsache, die einen verstummen lässt. „Es bleiben Klage und stilles Gebet, unser Zusammenhalt darf nicht aufhören. Die immer wiederkehrende Frage nach dem Warum ist verständlich, führt aber nicht weiter.“ So wird denn im Gebet Hilfe und Trost erbeten für alle, die von dem Geschehen betroffen sind. Neben denen, die Nicole und Manuel lieb hatten, auch die, die sich in dienstlicher Form mit dem tragischen Geschehen auseinander zu setzen hatten, Hilfsdienste, Polizisten, Feuerwehrleute, Zeugen, Notfallseelsorger, „…dass sie Zeit und Kraft finden, die Erinnerungen an diesen Samstag Abend zu verarbeiten und loszulassen“.

Gebetet wird an diesem Spätnachmittag am Straßenrand auch für andere, die im Straßenverkehr ihr Leben ließen, gebetet für mehr Rücksicht und die Vermeidung von Gefahren. Der Segen wird erteilt, still entfernen sich Außenstehende. Offizielle Worte werden nicht gesprochen, das Beileid ist persönlich, Trauer wird von den Betroffenen gemeinsam getragen an den beiden Unglücksstellen rechts und links des Altars, weitere Kerzen entzündet. Die Stille ist nahezu greifbar.