Kappensitzung 2014

Von Thorsten Stötzer

ZORN – Den aufmunternden Ratschlag „halt die Ohren steif“ hat der eine so wörtlich genommen, dass er sich Viagra-Pillen in den Gehörgang gestopft hat. Der andere fragt sich, ob er die Schönheitskur seiner Frau als Altbausanierung steuerlich absetzen darf. So bieten Heiko Schmidt und Georg Rothländer ein turbulentes Zwiegespräch in der Kappensitzung der Feuerwehr in Zorn.

Die Redewendung, etwas auf die Spitze zu treiben, bekommt an diesem Abend und der folgenden Heidenroder Senioren-Sitzung eine besondere Bedeutung. „Närrische Gipfelstürmer“ lautet nämlich das Motto, zu dem sich die Fastnachter aufmachen. Als Orden gibt es Edelweiß-Anstecker und in den von Renate Hikl gestalteten Kulissen thront ein Gamsbock auf felsigen Höhen.

Nahezu ausverkauft

Der Fünfer-Rat mit Sitzungspräsident Frank Stutzmann in seiner Mitte erscheint wie viele andere in Lederhosen und kariertem Hemd. Das Männer-Ballett hat sich ebenfalls angepasst und tanzt zu später Stunde in bayerischer Tracht für das Publikum in der nahezu ausverkauften Morsbachhalle. Der Graue Kopf in der Zorner Gemarkung scheint das Matterhorn des kleinen Mannes zu sein.

Im blauen Hessen-Kittel erscheint hingegen Hans-Joachim Schwamb als der Zorner Bote, der sich in seiner selbst getexteten Rede manchen Reim auf das Ortsgeschehen gemacht hat. Die Haltung der Köhler-Statue gibt ihm zu denken – der müsse studiert haben und könne kein Praktiker sein. Der Begriff Jakobs-Pilgerweg bekommt aufgrund des Namens der Gastwirt-Familie neuen Inhalt.

Wand-Schmierereien haben Schwamb gar nicht gefallen, zumal sie noch Rechtschreibfehler aufwiesen. Dass im Gesangverein nun ein gemischter Chor existiert, habe andere Folgen: Die Männer würden regelmäßig als Kunden in der Parfümerie gesichtet und hätten den wöchentlichen Badetag vorverlegt.

Ein „Knallkopp“

Für Gesang, der Stimmung in den Saal bringt, sorgen bei der Sitzung die vier Haraldos. Einer von ihnen, der frühere Bürgermeister Harald Schmelzeisen, entpuppt sich in der Bütt jedoch erst als „Faschingshasser“ und dann in einer weiteren Rede als „Knallkopp“. Ortsvorsteherin Judith Grebe ist ebenfalls wieder mit einem Vortrag dabei und berichtet von ihrer Heimkehr aus der Reha.

Ein richtiger Bruce-Willis-Typ ist ihr bei der Reizstrom-Therapie begegnet. Sehr erfolgreich war die Behandlung wohl dennoch nicht, denn wegen „Treppenstufen-Malaria“ lässt sie sich lieber von einem Mann auf die Bühne helfen. Ein „Anziehungsproblem“ breitet sie außerdem aus; wie gewohnt präsentiert Judith Grebe eine Rede voller Esprit, schlüpfriger Verwechslungen und doppeldeutiger Gags.

Ohne Worte führt eine Gruppe Sparmaßnahmen im Altersheim vor. Aus Nauroth zeigt die Formation „Kantarissma“ Garde- und Showtanz mit verzaubernden Spiegeln. Der in Zorn ansässige Mainzer Bub Joachim Becker singt Lieder aus der Fastnachtsmetropole, die an diesem Tag der närrischen Gipfelstürmer Jodler begleiten. Als Zugabe wackelt stimmungsvoll der Dom.