Segelflug-Unglück

Segelflug-Unglück: Technischer Defekt oder Pilotenfehler? Suche nach Ursache

17.04.2012 04:45 Uhr – HEIDENROD

Von Alfred Christ

Eine sich mitten im Steigflug lösende Schleppverbindung könnte nach ersten Erkenntnissen zum Absturz des Segelflugzeugs in ein Waldstück am Rande des Segelflugplatzes in Heidenrod-Laufenselden geführt haben. Dabei war am Sonntagnachmittag (wie bereits berichtet), der bekannte Bad Schwalbacher Gynäkologe und Segelflieger Dr. Klaus Fleischer (70 Jahre) ums Leben gekommen.

Das Schleppseilist unbeschädigt

Eine aus Heidenrod stammende 56 Jahre alte Mitfliegerin konnte mit schweren Verletzungen aus dem total zertrümmerten Wrack geborgen werden und wurde per Rettungshubschrauber in die HSK nach Wiesbaden gebracht. Inzwischen schwebt die Frau nicht mehr in Lebensgefahr und ist auch bereits wieder ansprechbar, erfuhr die Polizei von den behandelnden Ärzten. Die Verletzte ist selbst langjährige erfahrene Segelflugpilotin und aktives Mitglied des in Laufenselden beheimateten Flugsportclub (FSC)Wiesbaden „Maikäfer“.

Federführend bei der Untersuchung des Absturzes ist die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU), eine selbstständige Bundesoberbehörde mit Sitz in Braunschweig. Ein Sachverständiger der Behörde nahm noch am Sonntagnachmittag seine Ermittlungen an der im Wald liegenden Absturzstelle auf. Nach ersten Befragungen und Untersuchungen stellte der Unfallermittler fest, dass sich offensichtlich die Schleppverbindung zwischen Segelflugzeug und dem ziehenden Motorflugzeug in der Anfangsphase des Steigfluges gelöst hatte, und zwar am Segelflugzeug.

Der Ermittler stellte auch fest, dass das zwischen Segelflieger und Motorflugzeug gespannte Schleppseil selbst unbeschädigt war. Das Seil verfügt – wie ein Sprecher der erläuterte – über eine Sollbruchstelle, an der es bei drohender Gefährdung der beiden zusammengespannten Flugzeuge reißen soll. „Diese Einheit ist intakt“, erklärte der BFU-Sprecher.

Obduktion des Piloten angeordnet

Die Untersuchungen konzentrieren sich nun auf die Klärung der Frage, warum sich die Schleppverbindung am Segelflugzeug gelöst hat. Ob durch eine technische Ursache oder vom Piloten selbst ausgelöst, bewusst oder unbewusst. Augenzeugen berichteten, dass der Segelflieger sich im Schleppflug plötzlich mit der Nase aufstellte und dann – wohl nach Abriss der Auftriebsströmung – nach links in den Wald abschmierte. Der Unfallermittler der BFU stellte das Wrackteil mit der anmontierten Schleppkupplung für weitere Untersuchungen sicher. Die anderen Überreste des Flugzeugs wurden mithilfe der Feuerwehr Laufenselden geborgen.

Ermittlungen wegen des tödlichen Luftverkehrsunfalls hat auch die Kriminalpolizei Wiesbaden aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden ordnete eine Obduktion des tödlich verunglückten Piloten an. Die soll klären, ob möglicherweise plötzlich auftretende gesundheitliche Probleme bei dem Unglück eine Rolle gespielt haben.